Erinnerst Du Dich noch an die guten alten Poesiealben aus der Grundschulzeit? Neben den üblichen Angaben wie Spitzname, Lieblingsband, Lieblingstier und lustigstem Erlebnis, wurde auch die Frage nach dem Berufswunsch gestellt. Was hast Du als Schüler oder Schülerin damals geantwortet?

Wir alle hatten einst einen Berufswunsch, eine kindliche Vorstellung, welchem Beruf wir im Erwachsenenaltern nachgehen würden und wie unser Leben damit aussehen würde. Für mich waren es damals Tierärztin oder Astronautin. Mit der Zeit habe ich diese mehr oder minder realistischen Berufspläne aus den Augen verloren, bis ich nach dem Abitur vor der Frage stand: Welcher Beruf passt zu mir? Was soll ich werden?

Sollte die Frage nicht lieber heißen: wer will ich werden? Die Frage nach dem Berufswunsch ist auch die Frage danach, wie Du Dein Leben in der Zukunft gestalten möchtest. Bei der Berufswahl ist es unabdingbar, dass Du neben dem Beruf auch Deine Vorstellungen von Deinem Privatleben mit in Betracht ziehst. Wie möchtest Du Beruf und Privatleben später miteinander vereinbaren? Legst Du Wert auf Status, Karriere, Geld und Führungsposition oder stellst Du andere Dinge wie Familie, Freizeit und Hobby in den Vordergrund?

BERUFSWAHL = BERUFSFINDUNG

Es ist ein Prozess unter der Auswahl an Berufen, passende Möglichkeiten zu filtern. Berufsfindung ist hier das Stichwort. Jetzt kennst Du das Schlüsselwort – doch was bedeutet dies für deinen Berufswunsch und wie kannst Du vorgehen, um zu einem Ergebnis zu kommen?

Nimm Dich selbst an die Hand und gehe mit Dir auf eine innere Erkundungstour. Entdecke dabei, was Dich ausmacht und Dir wichtig ist.

Wünsche

Du stehst an einem wunderbaren Punkt in Deinem Leben. Die Schule ist vorbei und Dir liegt die Zukunft offen. Fast wie eine weiße Leinwand, die darauf wartet von Dir bemalt zu werden. Wünsch Dir etwas! Was wünschst Du Dir von Deiner Zukunft? Was hast Du für Vorstellungen? Welche Richtung soll Dein Leben einnehmen?

Interessen und Werte

Natürlich wünschst Du Dir einen Job, der Deinen Interessen entspricht. Welche Themen interessieren Dich? Mit welchen Dingen beschäftigst Du Dich gerne? Eine spannende Herangehensweise, um Antworten auf diese Fragen zu finden ist hier ein Social-Media-Check. Welche Kanäle verfolgst Du auf Facebook, Instagram, TikTok und Co.? Was wird hier gepostet und warum begeistert es Dich?

Stärken und Fähigkeiten

Was macht dich persönlich und fachlich aus? Wie tickst Du als Person? Wo liegen Deine Talente? Wirf einen Blick auf Deine Schulnoten und Deinen Schulabschluss. Welche Möglichkeiten eröffnet Dir Dein Schulabschluss? Welche Fächer fallen Dir leicht? Gibt es Unterrichtsstoff, mit dem Du Dich auch gerne in Deiner Freizeit auseinandersetzt?

Berufswahltest / Berufstest

Sicherlich bist Du on- oder auch offline bereits auf den ein oder anderen Berufswahltest, Berufstest oder Berufseignungstest gestoßen. Diese machen Spaß und das Ergebnis kann erster Impulsgeber für den beruflichen Werdegang sein. Empfehlenswert ist die Ergänzung dieser Tests durch eine persönlichen Komponente, z.B. einen professionellen Berufsberater oder eine Berufsberaterin, der:die Dir weitere Hilfe gibt.

PERSPEKTIVE IN DER BERUFSWAHL

Der Beruf als Berufung – eine schöne Vorstellung, die besonders in der heutigen Zeit immer beliebter wird. Selbstverwirklichung als Anspruch an den Job. Ein nachvollziehbarer Wunsch, der sich mit Zielstrebigkeit und Willen auch umsetzen lässt.

Sei, besonders als Berufseinsteiger:in, geduldig und plane voraus. Gerade nach der Ausbildung oder nach dem Studium muss es nicht direkt der Traumjob sein, der alle Deine Wünsche erfüllt. Welche Tätigkeit Du zu Beginn ausübst hängt oft viel von Deiner Intention und Vorstellung Deines zukünftigen beruflichen und privaten Lebens ab. Als Berufseinsteiger:in geht es darum, erst einmal einen Fuß in die Arbeitswelt zu bekommen. Da hat der erste Job oftmals Sprungbrettfunktion.

In den seltensten Fällen sind Mitarbeiter:innen über Jahrzehnte oder gar ein ganzes Berufsleben bei dem gleichen Arbeitgeber angestellt. Das heißt: Du musst nicht direkt den einen Beruf finden, der Dich von Anfang bis Ende erfüllt. Du bist nicht direkt festgelegt sondern kannst und darfst Dich weiterentwickeln. Betrachte Dein Berufsleben als stetige Bewegung, in der Du Dich von Station zu Station entwickelst. Wie oft Du dich fortbewegst, ob Du den Fokus auf eine klare hierarchische Karriere oder vielfältige Tätigkeiten legst, ist Dir überlassen. Das wichtigste ist dabei Entscheidungen bewusst und perspektivisch zu treffen.

Tipp: Stelle Dir die Frage, welche Aufgaben und Tätigkeiten Du später ausüben möchtest und wähle dementsprechend Dein Studium oder Deine Ausbildung aus.

UNTERSTÜTZUNG BEI DER BERUFSWAHL

Große Entscheidungen zu treffen ist nicht leicht und kann Angst machen. Hole Dir daher Unterstützung, Hilfe und Rat. Sammle soviel Informationen wie möglich, um für Dich die bestmögliche Entscheidung zu treffen, die nicht nur auf einer Ahnung basiert.

MÖGLICHKEITEN DER BERUFSORIENTIERUNG

Career-Days und Messen

Ob in Deiner Schule oder an externen Veranstaltungsorten: Career-Days und Messen geben Dir in kurzer Zeit einen tollen Überblick über Berufsfelder, Arbeitgeber und Tätigkeiten. Lasse Dich inspirieren und sammle Informationsmaterial über Berufs- und Ausbildungswege. Hast Du eine Vorstellung wo Deine berufliche Reise hingehen soll, bereite Dich am besten mit konkreten Fragen vor, die Du klären möchtest. Bist du noch unschlüssig, nutze die Chance und erhalte wertvolle Impulse –  sei offen, neugierig und geh in das Gespräch mit Fachkräften.

Tipp: Manche Unternehmen veranstalten hauseigene Karrieretage und informieren über Berufschancen.

Schnupperstudien

Viele Universitäten und Hochschulen bieten Schnupperstudien für Studieninteressierte an. Hier hast Du die Möglichkeit in unterschiedliche Studiengänge einzutauchen, an verschiedenen Vorlesungen teilzunehmen und in das Leben als Student:in hineinzuschnuppern. Gleichzeitig kannst Du Dich mit Professoren:innen unterhalten und Dich mit Studierenden austauschen. Ist Dein vorläufiges Ziel ein Studium, nutze auf jeden Fall diese tolle Chance!

Schnupperlehren

Was es für Studienplätze gibt, gibt es auch für Ausbildungsberufe. In Schnupperlehren oder Schnupperausbildungen öffnen Betriebe ihre Türen und gewähren einen Einblick in Arbeitsalltag und Berufsleben. Oft sind dies auch Betriebe, die einen Ausbildungsplatz zu vergeben haben.

Praktika

Lasse Dir den Wind der Berufswelt um die Nase wehen. Als Praktikant:in hast Du die Gelegenheit intensiv in verschiedene Tätigkeits- und Berufsfelder einzutauchen und Dich mit Fachkräften auszutauschen. Ob Du ein Langzeit-Praktikum wählst oder mehrere kurze Praktika in unterschiedlichen Betrieben absolvierst, ist dabei Dir überlassen. Es bietet sich insbesondere an, wenn Du Dir unschlüssig bist, ob der angestrebte Beruf der Richtige ist oder Du zwischen mehreren Optionen schwankst.

Beratungsstellen

Öffentliche und private Anlaufstellen bieten Dir professionelle Unterstützung bei der Suche nach deinem Berufswunsch. Das Angebot reicht von reinem Informationsmaterial, kurzen Gesprächen mit Berufstests bis hin zu tiefgehenden Analysen Deiner Stärken, Neigungen, Motivatoren, Talente und Interessen. Achte dabei darauf, dass sich das Beratungsangebot auf Deine individuellen Bedürfnisse konzentriert. Es gibt Berufsberatungen, Ausbildungsberatungen und Studienberatungen, die entsprechend andere Schwerpunkte haben.

Was ist der Unterschied zwischen einer Berufsberatung und einer Studienberatung?

Berufsberatungen und Ausbildungsberatungen gehen vertieft auf Berufe ein und händigen Dir abschließend eine Liste mit für Dich passenden Ausbildungen und Berufsvorschlägen aus. Studienberatungen richten sich an studieninteressierte Personen, die gerne eine Hochschule oder Universität besuchen möchten. Der Fokus liegt dabei klar auf der Empfehlung von individuell passenden Studiengängen.

Feedback

Dir nahestehende Menschen sind eine wertvolle Informationsquelle bei der Frage welcher Beruf passt. Überlege welche Personen in deinem Umfeld sind und interviewe Freunde, Familie und Bekannte und bringe in Erfahrung, in welchem Berufsfeld sie Dich sehen. Du wirst erstaunt über die Wirkung und das Ergebnis sein und vielleicht sogar bisher unentdeckte Berufe filtern.

FRAGEN ÜBER FRAGEN: UNSERE CHECKLISTE ZUR BERUFSWAHL

Welcher Beruf passt zu mir? Um Antworten zu finden, bietet dir unsere Checkliste eine tolle Möglichkeit Schritt für Schritt strukturiert vorzugehen. Nimm Dir Stift und Zettel und fange an, Dich mit Dir selbst auseinanderzusetzen. Dabei dienen Dir unsere Fragen als Inspiration, die Du mit Deinen eigenen Themen ergänzen kannst. So trägst Du alle relevanten Informationen zusammen und erleichterst Dir Deine Wahl.

  • Möchte ich ein Studium aufnehmen oder eine Ausbildung absolvieren?
  • Wo liegen meine fachlichen Neigungen? Zum Beispiel naturwissenschaftlich, sprachlich, künstlerisch, technisch, unternehmerisch?
  • Was habe ich für Talente und Kompetenzen?
  • Wofür loben mich andere?
  • Will ich einen menschenorientierten, tierorientierten oder lieber einen sachorientierten Job?
  • Möchte ich mit Kunden:innen oder Patienten:innen arbeiten?
  • Mit welcher Altersgruppe fühle ich mich wohl? Ältere Menschen, Kinder, Jugendliche?
  • Wie kommunikativ soll mein Beruf sein? Wie viel Rückzugsraum benötige ich?
  • Bin ich eher introvertiert oder extrovertiert
  • Wie aktiv soll mein Beruf sein?
  • Wie kreativ möchte ich arbeiten?
  • Brauche ich eher klare Strukturen und Vorgaben oder bevorzuge ich Freiraum und eine dynamische Umgebung?
  • Welche Rolle spielt Work-Life-Balance und Karriere für mich?